Am 27. Februar hat sich die Gründung des Games Bavaria Munich (GBM) zum dritten Mal gejährt. Was wurde bislang erreicht, was steht aktuell auf der Agenda des GBM? Darüber berichten die beiden GBM-Vorstände Hendrik Lesser und Lars Janssen im Interview.

Der aktuelle GBM-Vorstand (v.l.): Hendrik Lesser, Johannes Roth (Vorsitzender) und Lars Janssen

Drei Jahre GBM. Hat sich das Engagement gelohnt?
Hendrik Lesser: Zunächst möchte ich noch etwas zur Vorgeschichte sagen und wie es zur Gründung des GBM kam. Die bayerische Politik tat sich bekanntlich anfänglich recht schwer mit dem Thema Games. Gleichwohl pflegten einzelne Entwickler über Jahre auf individueller Basis Kontakte in die Landespolitik. Nach und nach ging es dann auch vorwärts. Schließlich entwickelten sich die Beziehungen so gut, dass es kompliziert wurde.

Inwiefern kompliziert?
Hendrik Lesser: Es gab verschiedene Player im Markt, die unterschiedliche Meinungen vertraten. Nicht anders verhielt es sich mit der Politik. Auch hier hatten wir es mit mehreren Vertretern mit je eigenen Verantwortlichkeiten und mit Institutionen unterschiedlicher Aufgabenfelder zu tun. Es wurde schnell offensichtlich, dass wir uns als Gamesbranche in Bayern organisieren mussten, um den politischen Diskurs mit einer Stimme führen zu können. Dann trafen sich einige Streiter der ersten Stunde mit Vertretern der „new kids on the block“ zur legendären Gründungssitzung. Die Diskussion dauerte bis tief in die Nacht, wurde sehr leidenschaftlich geführt, der Ton war nicht immer ruhig. Aber am Ende waren wir uns einig und der GBM geboren.

Wie steht der GBM heute da?
Hendrik Lesser: Wir sind, das darf ich als Vorstand und Geschäftsführer sagen, sehr erfolgreich unterwegs: Wir sind sehr gut vernetzt, wir und unsere Anliegen finden Gehör, bei regulativen Fragen tauschen sich die entsprechenden Ministerien proaktiv mit uns aus, wir arbeiten vertrauensvoll mit der Förderung zusammen, bringen uns ein, wo es gewünscht und unserer Einschätzung nach erforderlich ist, kümmern uns um das Thema Ausbildung. Um es auf den Punkt zu bringen: Mit der Gründung des GBM haben wir uns ins Stammbuch geschrieben, die Bedingungen für Entwickler am Standort Bayern zu verbessern, die Ausbildungsmöglichkeiten zu fördern und den kulturellen Aspekt von Games zu unterstützen. In dieser Hinsicht haben wir schon viel erreicht und setzen uns weiter dafür ein.

Auch regional Verantwortung übernehmen

Im Dezember 2017 verzeichnete der GBM mit der mixtvision Mediengesellschaft, mit funline Media und Travian Games drei Neuzugänge. Und im Januar hat der Verband dann Sie, Lars Janssen, den CEO von Travian Games, in den Vorstand berufen. Herr Janssen, wieso hat es fast drei Jahre gedauert, bis auch Travian Games dem Verband beigetreten ist?
Lars Janssen: Das hatte nichts mit der Arbeit des GBM zu tun. Wir waren in den letzten drei Jahren so sehr mit uns selbst beschäftigt, dass wir dafür einfach keinen Kopf hatten. Mitte letzten Jahres haben wir dann den Gesprächsfaden mit dem GBM aufgenommen und sind seither im Dialog geblieben. Uns war durchaus bewusst, dass wir als eines der wenigen größeren Gamesunternehmen auch regional Verantwortung übernehmen müssen und die Arbeit des GBM unterstützen sollten. Schließlich haben wir entschieden, dass sich Travian aktiv einbringt, um für bessere Rahmenbedingungen am Standort zu sorgen, von denen wir dann letztlich alle profitieren.

Wenn schon, dann aber gleich richtig: Wenige Tage nach der Wahl in den GBM-Vorstand wurden Sie auch noch beim neuen game-Verband der deutschen Games-Branche, der am 1. Februar aus der Fusion von BIU und game hervorging, in den Vorstand gewählt.
Lars Janssen: Ja, da kamen zwei Dinge zusammen, die man nicht planen kann. Aber wenn man sich engagiert, um die Branche voranzubringen, kann man das natürlich regional und auf Bundesebene tun. Deshalb freue ich mich nun, die Arbeit des GBM in Bayern zu unterstützen, und Erfahrungen, die wir hier gemacht haben und noch machen werden, auch auf die Bundesebene zu übertragen. Sicherlich wird unser Engagement dort wiederum auch positive Auswirkungen auf den bayerischen Standort haben, auch weil wir mehr Einfluss bei der Politik in Berlin nehmen können. Klar, die „politische“ Doppelrolle, die ich jetzt bekleiden darf, ist noch neu für mich. Am Ende, davon bin ich überzeugt, werden aber beide Seiten davon profitieren – die regionale und die nationale. Abgesehen davon sind Verbände stets vernetzte Organisationen, in denen ganz viele Kräfte zusammenwirken. Es ist nie der Vorstand oder die Geschäftsführung allein, die für Bewegung sorgen.

„Richtiger Schritt zur richtigen Zeit“

Hendrik Lesser: Das stimmt. So ist der GBM zwar ein Verband mit regionaler Ausrichtung, Johannes Roth (der Vorstandsvorsitzende des GBM; Anm. d. Red.) und ich hatten uns aber schon immer auch bundesweit über unsere Vorstandstätigkeit im alten game, einem der beiden Vorgänger des neu gegründeten Verbands, engagiert. Wie die bayerische Perspektive überhaupt durch weitere bayerische Player im alten game gut vertreten war. Zur Fusion der Branchenverbände möchte ich noch anmerken, dass sie ein richtiger Schritt zur richtigen Zeit war. Gerade jetzt, wo politisch so viel passiert, bedeutet dieser Zusammenschluss noch mehr Stabilität und Richtung für die Anliegen unserer Branche.

Auch Sie, Herr Janssen, sprachen anläßlich Ihrer Berufung in den GBM-Vorstand davon, dass 2018 politisch viele Weichen gestellt würden. Welche wären das?
Lars Janssen: Stichwort Koalitionsvertrag. Darin haben CDU, CSU und SPD unsere Forderung nach einer Games-Förderung auf Bundesebene aufgenommen. Auch die Anerkennung von eSports, die Nutzung von Serious Games in der Berufsbildung oder der erleichterte Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte sind enthalten. Allesamt Maßnahmen, die den Gamesstandort Deutschland und seine Regionen stärken.

Hendrik Lesser: Oder auch das Beispiel der neuen bayerischen Games-Förderung. Ja, es gibt jetzt eine höhere Förderung. Das ist super. Vielen Dank dafür an das Wirtschaftsministerium und an den FFF Bayern. Aber da geht noch mehr. Und wenn wir es auch weiterhin schaffen, die Ambitionen der verschiedenen Protagonisten – Politik, Wirtschaft usw. – zu bündeln, dann ist für den Standort Bayern noch viel möglich.

Ordentliche Förderung spielt wesentliche Rolle

Lars Janssen: Tatsächlich ist in den letzten Jahren schon viel erreicht worden. Das reicht aber eben noch lange nicht aus. Wenn es uns aber mit verbesserten Standortbedingungen gelingen würde, Fachleute aus dem Ausland nach Bayern zu ziehen, oder – noch wichtiger – Studios die Möglichkeit zu eröffnen, aus sich heraus zu wachsen, dann hätten wir wirklich viel geschafft. Eine ordentliche Förderung spielt dabei eine wesentliche Rolle. Da ist aber noch viel Luft nach oben. Auch wenn es diese positiven Beispiele gibt wie Mimimi, die „Shadow Tactics“ gemacht haben, oder Chimeras „Angry Birds Evolution“ oder auch was Travian in den letzten Jahren aufrechterhalten hat – das ist längst nicht genug. Ich würde mich noch viel mehr freuen, wenn es uns einmal gelingen würde, ein bayerisches Unternehmen richtig groß zu machen, dessen Bedeutung nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und darüber hinaus anerkannt würde. Daran arbeitet Games Bavaria Munich. Und ich bin guter Dinge, dass die Politik das auch sieht und uns dabei unterstützt.

Was liegt dem GBM noch am Herzen?
Lars Janssen: Gerade weil wir als Travian noch nicht so lange an Bord des Verbands sind, sage ich ganz bewusst: Wir als GBM müssen jetzt schauen, wie wir uns weiter sinnvoll ergänzen können. Dabei geht es nicht darum, auf Gedeih und Verderb zu wachsen, das ist nicht der Punkt. Es geht vielmehr darum, Leute mit Ambitionen und dem richtigen Mindset zu vernetzen, um uns für die nächsten Jahre noch besser aufzustellen und gemeinsam noch mehr zu erreichen.

Erschienen am 2. März 2018 auf Mediennetzwerk-Bayern.de